2022Neue Mitte Salem

Verkehrsberuhigende Eingrünung im Wohngebiet der "Neuen Mitte" Salem mit insektenfreundlicher, pflegeleichter und ganzjährig strukturierender Bepflanzung.

Verkehrsberuhigung durch Pflanzflächen und Möblierung


Salem ist bekannt für sein Kloster mit Internatsschule. Die Gemeinde Salem mit ihren 11 Teilorten setzte ab 2018 eine „Neue Mitte“ südlich des Schlosssees um. Sie besteht aus dem Neubau des Rathauses, eines Einkaufs- und Ärztezentrums, einer Parkanlage zum Schlosssee sowie einem Wohnquartier.

Die Planungsaufgabe umfasste die Planung und Umsetzung der Eingrünung des Wohnquartiers, welches durch Boulevards und kleinere Querstraßen fußläufig erschlossen wird. Ruhender Verkehr ist weitgehend in Tiefgaragen untergebracht. Somit werden im öffentlichen Raum kaum Fahrzeuge wahrgenommen, was der Eingrünung einen entsprechend hohen Stellenwert einräumt. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, aber auch den Möglichkeiten der relativ kleinen Kommune entgegen zu kommen, wurden die Belagsflächen schlicht und funktional angelegt. Optisch herausstechend und prägend für das Bild des Wohnquartiers ist hingegen die Bepflanzung.

Die 6 m breiten Boulevards in Nord-Süd-Ausrichtung wurden aufgeteilt in 2 m breite barrierefreie Gehstreifen mit Betonpflaster. Die weiteren 4 m breiten Streifen wurden als multifunktionale Flächen mit Rasenfugenpflaster angelegt. Gegliedert werden diese durch die Pflanzung von insgesamt 80 Alleebäumen, Pflanzflächen, Sitzmöblierung und Fahrradparkern. Die Möblierung und Pflanzflächen sind so angeordnet, dass ein Parken auf den Boulevardflächen nicht möglich ist. Dabei wurde bewusst auf Poller verzichtet.

In den Querstraßen wurden Gehwege mit Längsparkplätzen und Pflanzzonen für Bäume mit Unterpflanzung angelegt. Pflanzquartiere als Fahrbahneinengung wirken verkehrsberuhigend.

Klimaangepasste Bepflanzung strukturiert Quartier


Unter dem Aspekt der Klimaanpassung wurde das Pflaster (mit hohem Anteil an Recyclingbeton) in hellen Farben gewählt. Es orientiert sich im Farbton auch an den Klinkerfassaden der Gebäude. Die Bäume erhielten im Untergrund große Wurzelräume mit Spezialsubstrat und oberflächlich Rasenfugenpflaster, sodass möglichst viel Niederschlagswasser in den Wurzelraum gelangt. Durch die Exposition des Wohnviertels fällt der Schatten der Bäume weitestgehend auf die Gehwege. Im Schatten angeordnet sind verschiedene Sitzmöglichkeiten. Die Rasenfugen wurden nicht nur mit Rasensaatgut angesät, sondern auch mit einer Biodiversitätsmischung aus dem Bereich der Dachbegrünung, Sedumarten und blühende Wildstauden, „angereichert“. Zudem wurden Geophyten wie wilder Crocus und Weinbergshyazinthen in den Pflasterfugen als Frühjahrsaspekt ergänzt.

Die Staudenpflanzung wurde unter vielerlei Aspekten zusammengestellt. So sollte eine möglichst insektenfreundliche, ganzjährig attraktive, trockenheitsresistente, dauerhafte, pflegeleichte und den jeweiligen Lichtverhältnissen angepasste Pflanzung erstellt werden, die darüber hinaus auch einen hohen Anteil an heimischen Stauden verwendet.

An die Lichtverhältnisse angepasst wurden fünf Pflanzmodule mit Stauden, Kleingehölzen und Zwiebeln entwickelt. Je nach Lichteinfall erhielt jeder Straßenzug Leitstauden mit akzentuierten Farbaspekten. Schattige Bereiche sind heller bepflanzt, sonnige Bereiche hingegen mit dunklen Violett- und Blautönen. Dabei unterscheiden sich die jeweiligen Straßenzüge wieder in der Zusammensetzung, sodass sie als individuell bepflanzt wahrgenommen werden. Die Farbigkeit bietet so Abwechslung und Orientierung im Viertel.

Bereits im ersten Jahr nach der Pflanzung überraschte eine reichhaltige Geophytenblüte die Anwohner. Durch die unterschiedlichen Module entstehen im Quartier im Lauf der Jahreszeit verschiedene Farbspiele und Höhenabwicklungen, die eine wohltuende Abwechslung zur harten Bebauung bringen. Die Trockenperiode im Sommer 2022 war der Pflanzung nur unwesentlich anzusehen. Hummeln und Schmetterlinge hingegen waren reichlich an den unzähligen blühenden Stauden vorhanden. Im Herbst konnten das Herbstlaub sowie silbergraue Stauden, gepaart mit weißen und violetten Astern, den Herbstnebel wegwischen.


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